Sonntag, 13. Juli 2014

Geburtsbericht- nix für schwache Nerven!



Wetter: Regen 5 Grad
Lied im Kopf: Wrecking Ball

Geburtsbericht Et: 18.11


8.11:
Gegen 21-22 Uhr erstmals Wehen alle 10 Minuten. Juhu endlich tut sich was. Bis jetzt ist alles geburtsunreif. Keine Senkwehen. Nix. Vielleicht geh ich doch nicht so weit drüber?! Als ich mich hinlege, schlafe ich schnell wehenfrei ein.
9.11:
Morgens 6.50 werde ich wach… es zieht wieder. Mein Mann hat heute Bereitschaft. Aber ich rechne mit nichts. Deutliche Wehen alle 10 Minuten den ganzen Morgen über. Ich geh nochmal fix ein paar Sachen einkaufen… es fehlt noch der Windeleimer! Mittags leg ich mich mal in die Wanne… ui.. Wehen alle 5-6 Minuten. Rufen wir mal die schichthabende Hebamme vom Geburtshaus an.. Gitte irgendwie hab ich mir sie gewünscht. Leider sagt sie mir, dass das alles wahrscheinlich nur Vorwehen seien. Ok, abwarten. Der Tag vergeht… die Abstände werden größer, der Schmerz leider auch. Das sind nur Vorwehen…. Aha?! Aber die Wehen werden insgesamt auch länger… ein zweites Mal Badewanne. Ok, Abstände schmerzhafter Wehen wieder kürzer… aua… ich muss vertönen.. lautstark. Dritter Anruf mit Gitte als ich verzweifelt weine weil schon die Vorwehen so schmerzhaft sind.. was kann man da tun… ist nicht auszuhalten.. mein Mann macht sich Sorgen und macht mit Gitte aus dass wir uns im Geburtshaus treffen. Die Fahrt dauert 20 Minuten, wenigstens stört es niemanden im Auto wenn ich schreie.. ja da musste ich schon schreien.
Untersuchung im Geburtshaus… Herztöne kurz gehört.. alles ok. Muttermund 4cm! Erst jetzt löst sich der Schleimpropf. Wir bleiben also hier! Über den Tag ist GMH also verstrichen und MM schon etwas aufgegangen.  Es ist etwa 22 Uhr. Ab jetzt kann ich das kaum mehr sagen. Ich habe nie mit solchem Schmerz gerechnet. Unten im Rücken hab ich ein Messer stecken, ein Ring zieht nach vorne die Gebärmutter zu, es zieht in meine Beine. Wir versuchen verschiedene Entspannungssachen.. nix kann ich ertragen. Ich habs mir nicht so vorgestellt.
Nach einer Stunde ist die Wanne voll. Hier wollte ich entbinden. Gitte versucht mich anzuleiten, die Wehen besser zu veratmen und die Wehenpausen besser zu nutzen. In der Wanne gelingt mir das besser.  Zwischen den Wehen klappen mir kurz die Augen zu… ich bin so müde.
In der Wehe werden kurz die Herztöne gemessen. Statt eines Pochens von über 100 Schlägen stockt das Herzchen… ein paar Sekunden quälende Langsamkeit. Ich weiß sofort was los ist.. habe Todesangst um mein Kind .. ich atme hin ich atme hin.
Es geht sofort aus der Wanne raus. Der Muttermund nun auf 6 cm. Draußen erholt sich der Herzschlag der Kleinen sofort wieder. Erleichterung. Ich bin natürlich gar nicht mehr entspannt. Eine Weile steht es auf der Kippe. Zuviel Stress fürs Baby weil sie sich von oben erst noch eindreht und sie ungünstig auf die Fontanelle drückt und schaff ich das?! Ich hätte gerne eine PDA. Ich kann nicht mehr. Ich schwitze, ich zittere. Ich bin so aus dem Rhythmus.
10.11:
 Eine letzte Untersuchung, der Muttermund ist bis auf einen Rand verstrichen. Für PDA ist es zu spät.. plötzlich ging es ganz schnell. Wahrscheinlich ein Schutzmechanismus für die Kleine. Rückblickend war das wohl so. In einer Klinik hätte man mir das Baby sicher per Kaiserschnitt geholt. Auch weil ich so jammere, aber hier haben sich die Herztöne erholt. Jetzt muss ich das auch nur noch tun. Inzwischen wird die 2te Hebamme angerufen. Ich sehe man trifft Vorbereitungen. Es drückt nun immer mehr nach unten… aua. Selbst in den Wehenpausen hört der eigentliche Schmerz nicht mehr auf. Die Fruchtblase ist immer noch intakt und drückt. (Gitte hat mir im Nachhinein erzählt, dass das gut für das Köpfchen und somit die Herztöne des Babys waren). Ich bekomme Pressdrang. Jetzt wird’s etwas verschwommen. Ich zittere immer noch sehr an den Beinen. Habe lange nix mehr gegessen und muss auch immer wieder zum Trinken ermuntert werden. Ich habe alles durchschwitzt. Mein Mann dient meist nur als Quetsche für meine linke Hand in den Wehen. Aber als die Presswehen einsetzen kann er mich besser unterstützen. Ich liege auf der rechten Seite, ziehe mein linkes Bein in den Wehen selbst ran. Im Kopf bin ich am Anfang immer noch woanders, schaue auf die Uhr. Gitte ermahnt mich und leitet mich weiter an. Energisch… ich muss genau dahin drücken wo es am meisten weh tut. Irgendwann kapiere ich das und tue das auch. Ich spüre wie immer wieder Dammschutz betrieben wird. Warme Kompressen. Die Fruchtblase ist irgendwann aufgegangen, ich darf einmal fühlen. Es dauert nicht mehr lang! Hebamme Freyja misst immer wieder die Herztöne (Normalerweise würde man das nicht machen, aber angesichts der Ereignisse. Sie kam übrigens um 1 Uhr) In der Pressphase hatte ich die größten Schmerzen, aber ich wurde besser. Und irgendwann zack war der Kopf geboren, den Rest hab ich wohl etwas resolut gleich mit raus gepresst. Ein Gurgeln, dann ein leichtes Weinen. Ich bin überwältigt.. mein Mann natürlich auch. Man legt mir ein unglaublich kleines Bündel auf die Brust.
03.06 Uhr. F. ist geboren. Und schon nach wenigen Momenten robbt sie mit ihrem Po auf mir herum, wie sie es sonst im Bauch tat. Das ist mein Baby! Wir haben erst gekuschelt. Leider hat unsere Kleine etwas schwer Luft durch die Nase bekommen, die Schleimhäute sind etwas zu. Sie kann noch nicht ganz zur Ruhe kommen. Sie muss kurz nasal abgesaugt werden. Wir kuscheln danach weiter. Wir haben sie dann nach kurzer Zeit angelegt … sie saugt gut.
Sie ist ganz zierlich. 2740 Gramm, 48 cm, 33 cm Kopfumfang. Das aus mir und meinem Mann mit Schwangerschaftsdiabetes so was zierliches rauskommen kann. Die Plazenta wurde übrigens nur wenige Momente nach Geburt geboren. Ich presse einmal. Da ist sie, wir lassen sie uns sogar zeigen. Übrigens keine Verkalkung.
Was wir gar nicht mehr mitbekommen haben.. sie war eine kleine Sternenguckerin. Das hat alles im Endeffekt nur so gut funktioniert, weil sie so ein zierliches Köpfchen hatte. Ich bin trotzdem gerissen. Überrascht bin ich nicht, denn am Damm war ich schon immer empfindlich. Der Riss 2ten Grades wird von Gitte genäht. Das fand ich gar nicht mehr schlimm. Hier war ich tapfer. 
Wir bleiben relativ lange da, dann braucht Gitte heute nicht mehr raus zu uns. Bis 10 Uhr schlummern wir zu dritt im Bett, danach brechen wir dann auf. Natürlich nicht ohne dass ich ordentlich gegessen und getrunken habe. Kreislauf ist aber super. Ich bin wirklich gut drauf.
Zusammenfassend: Das war sicher keine Traumgeburt. Aber nicht wegen Geburtshaus, nein das war alles toll, sondern ich konnte mich nicht fallen lassen, wurde von den Schmerzen regelrecht überrollt. War ich vielleicht zu naiv? Ich hab zwischendurch immer gejammert und auch geschrien und bat darum kurz schlafen zu dürfen, ich hab sicher mehr als einmal gerufen: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr!“ Ein Trauma hab ich nicht, ich denke nur immer: Ich bin ein Waschlappen. Bis auf wenige homöopathische Sachen hab ich einmal ein Buscopan Zäpfchen bekommen, das hat aber nicht gewirkt. Ich zähl das alles Mal als schmerzmittelfrei ;) Gitte meint, es wäre gar nicht so extrem gewesen, ich hätte meinen Kopf mal ausschalten sollen.
Heute ist Tag 4. Ich sollte viel liegen, wegen der Naht. Das hab ich gemacht. Wie sehr so ein kleines Bündel den Alltag durcheinander wirbeln kann. Ich bin vollauf beschäftigt mit Stillen und Babypflege. Und müde. Und ich bin so happy. Und weinen muss ich nur, wenn ich sehe wie schlecht es andren geht. Ich bin so verliebt. 

Nachtrag: Heute sind wir natürlich im Alltag angekommen. Rückblickend glaube ich, daß ich meine Verlustangst und Anspannung auf F. übertragen habe. 

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