Samstag, 12. Juli 2014

Ohrlochstechen bei Babys und Kleinkindern- Harmlos oder herzlos?



Eine aktuelle Diskussion in einer Facebook Gruppe verfolge ich gerade mit großem Interesse. Dabei geht es ums Ohrlochstechen bei kleinen Kindern. Eins vorweg: Ich finde es vollkommen herzlos. Trotzdem möchte ich möglichst offen beide Seiten darstellen. Selbst kam die Frage natürlich noch nicht auf, da F. erst 8 Monate ist.
Auf der einen Seite argumentieren die Eltern, daß das Gewebe insbesondere bei Babys noch nicht so fest ist, daß es weniger weh tut. Das stimmt sogar, der Knorpel ist zu der Zeit noch viel weicher als später.
 Ebenso habe man an die ersten drei Jahre des Lebens keine Erinnerung. Bei dem Großteil der Bevölkerung mag das stimmen. Ich selbst habe eine Erinnerung von davor, allerdings war es keine schmerzhafte, obwohl es sicher dazu auch Potenzial gab.
In manchem Kulturkreisen z.B. in Teilen Italiens ist es üblich, wenige Wochen alten Säuglingen die Ohren stechen zu lassen. Der öffentliche Druck bei solchen Sachen ist nicht ausser Acht zu lassen. (Man denke mal ans Thema Beschneidung).
Angeblich sorgt auch das dauerhafte Stechen für bessere Augen. Dabei geht es um einen bestimmten Akupunkturpunkt, der das Sehen beeinflusst.
Es ist schick?! So tun es viele Promieltern. Ein gewissen Mädchen namens North West (ja so heißt sie tatsächlich) hat zum 1 Geburtstag Ohrlöcher bekommen. Nun stecken Brillis drin.
Früher wurden Babys auch ohne Betäubungsmittel operiert- man muss sich ja bei Ohrsteckern nicht so anstellen. Fakt ist, daß Babys bis Ende des letzten Jahrtausends ohne Schmerzmittel opriert wurden zB bei Phimosen, weil man dachte, daß sie noch gar keine Schmerzen empfinden können. Ein Irrtum natürlich!
Schnell zusammenfassen kann ich natürlich: Klar, tut das weh. Das weiß auch jeder. Ich denke auch, daß die ersten Jahre eines Kindes prägend für das ganze spätere Leben sein können. Wieso sollte man ein so traumatisches Erlebnis einbauen?

Wer Ohrlöcher stechen lässt, kann vielleicht den Akupunkturpunkt für ein gutes Sehen treffen, oder mindestens 10 andere zerstören. Etwas aus öffentlichem Druck aus zu machen hat für mich persönlich den gleichen Stellenwert wie „schreien stärkt die Lungen“. Es ist absolut absurd. Wer sich nicht für sein Kind abgrenzen kann, sollte sich das Kinder kriegen wirklich überlegen. Mich stört das auch aus feministischer Sicht. Körperveränderung an Babys im Sinne der Schönheit wird primär an Mädchen gemacht.
Es ist eine Körperverletzung, da das Kind noch gar nicht körperlich oder geistig seine Zustimmung dazu geben kann. Jeder Elternteil soll für sich entscheiden, wenn ein Kind das unbedingt möchte. Die geistige Reife, die Schmerzen wirklich abzusehen haben Kinder für mich erst recht spät. Es ist immerhin ein Piercing. Das sollte man nicht vergessen.
Ein Mädchen bekam von einer Tätowiererin mal 70 Euro Schmerzensgeld zugesprochen, nachdem sie (oder ihre Eltern) vor dem Zivilgericht geklagt haben.
Für meine Tochter kommt das in den nächsten Jahren sicher nicht in Frage. Vernünftig wäre es, zu warten bis sie 14 ist und es dann bei einem guten Piercer, einem Fachmann machen zu lassen.

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