Eine aktuelle Diskussion in einer Facebook Gruppe verfolge
ich gerade mit großem Interesse. Dabei geht es ums Ohrlochstechen bei kleinen
Kindern. Eins vorweg: Ich finde es vollkommen herzlos. Trotzdem möchte ich
möglichst offen beide Seiten darstellen. Selbst kam die Frage natürlich noch
nicht auf, da F. erst 8 Monate ist.
Auf der einen Seite argumentieren die Eltern, daß das Gewebe
insbesondere bei Babys noch nicht so fest ist, daß es weniger weh tut. Das
stimmt sogar, der Knorpel ist zu der Zeit noch viel weicher als später.
Ebenso habe man an
die ersten drei Jahre des Lebens keine Erinnerung. Bei dem Großteil der
Bevölkerung mag das stimmen. Ich selbst habe eine Erinnerung von davor,
allerdings war es keine schmerzhafte, obwohl es sicher dazu auch Potenzial gab.
In manchem Kulturkreisen z.B. in Teilen Italiens ist es
üblich, wenige Wochen alten Säuglingen die Ohren stechen zu lassen. Der
öffentliche Druck bei solchen Sachen ist nicht ausser Acht zu lassen. (Man
denke mal ans Thema Beschneidung).
Angeblich sorgt auch das dauerhafte Stechen für bessere
Augen. Dabei geht es um einen bestimmten Akupunkturpunkt, der das Sehen
beeinflusst.
Es ist schick?! So tun es viele Promieltern. Ein gewissen
Mädchen namens North West (ja so heißt sie tatsächlich) hat zum 1 Geburtstag
Ohrlöcher bekommen. Nun stecken Brillis drin.
Früher wurden Babys auch ohne Betäubungsmittel operiert- man
muss sich ja bei Ohrsteckern nicht so anstellen. Fakt ist, daß Babys bis Ende
des letzten Jahrtausends ohne Schmerzmittel opriert wurden zB bei Phimosen,
weil man dachte, daß sie noch gar keine Schmerzen empfinden können. Ein Irrtum
natürlich!
Schnell zusammenfassen kann ich natürlich: Klar, tut das
weh. Das weiß auch jeder. Ich denke auch, daß die ersten Jahre eines Kindes
prägend für das ganze spätere Leben sein können. Wieso sollte man ein so
traumatisches Erlebnis einbauen?
Wer Ohrlöcher stechen lässt, kann vielleicht den
Akupunkturpunkt für ein gutes Sehen treffen, oder mindestens 10 andere
zerstören. Etwas aus öffentlichem Druck aus zu machen hat für mich persönlich
den gleichen Stellenwert wie „schreien stärkt die Lungen“. Es ist absolut
absurd. Wer sich nicht für sein Kind abgrenzen kann, sollte sich das Kinder
kriegen wirklich überlegen. Mich stört das auch aus
feministischer Sicht. Körperveränderung an Babys im Sinne der Schönheit wird
primär an Mädchen gemacht.
Es ist eine Körperverletzung, da
das Kind noch gar nicht körperlich oder geistig seine Zustimmung dazu geben
kann. Jeder Elternteil soll für sich entscheiden, wenn ein Kind das unbedingt
möchte. Die geistige Reife, die Schmerzen wirklich abzusehen haben Kinder für
mich erst recht spät. Es ist immerhin ein Piercing. Das sollte man nicht
vergessen.
Ein Mädchen bekam von einer
Tätowiererin mal 70 Euro Schmerzensgeld zugesprochen, nachdem sie (oder ihre
Eltern) vor dem Zivilgericht geklagt haben.
Für meine Tochter kommt das in
den nächsten Jahren sicher nicht in Frage. Vernünftig wäre es, zu warten bis
sie 14 ist und es dann bei einem guten Piercer, einem Fachmann machen zu
lassen.
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